Dank "ARDENNE Plaisir" habe ich die Ardennen im Winter kennen und lieben gelernt
Tatsächlich gibt es keine spezielle Jahreszeit oder Wettervorhersage, die für oder gegen eine Reise in die Ardennen spricht. Davon hat uns auch Richard Mignolet mit diesem Jännertag, an dem es wie verrückt schneit, überzeugt. Vom gemütlichen Esstisch über die Brauerei Monon bis hin zur Verkostung des typischen Likörs "Purnalet" wird Euch sowohl die Vielfalt der Speisen als auch die abwechslungsreiche Landschaft der Region Saint-Hubert begeistern.
5 Minuten Leseflucht
Klopf, klopf, klopf! Mitten unter unserem Frühstück in ein entzückenden kleinen Pension taucht plötzlich Richard Mignolet auf. Mit seiner dröhnenden Stimme und seinem herzlichen Lachen verbreitet er sofort gute Laune. Diese hält den ganzen Tag an, den wir mit ihm zur Erkundung von Hatrival und den umliegenden Wäldern unterwegs sind. Richard, das muss ich schon sagen, ist der geborene Botschafter der Ardennen. In seiner Heimat, der waldreichen Region rund um Saint-Hubert, bietet er geführte Thementage wie Hexenjagd, Picknickwanderungen oder das Erlebnis Hirschbrunft an. Er ist kein klassischer Reiseführer, sondern vielmehr ein Freund, den Du gerade erst kennenlernst!
Im Frühstücksraum stellen wir fest, dass seit dem Vorabend Schnee vor dem Erkerfenster gefallen ist. Die wenigen, weißen Zentimeter vom Vortag bilden nun eine nennenswerte Schicht, die die Landschaft in ein herrliches Weiß getaucht haben. Richard stellt uns kurz den gemeinsamen Tagesablauf vor: Winterspaziergang in den Wäldern von Saint-Hubert, Fahrt in einer für die Ardennen typischen Pferdekutsche, Mittagessen und Führung durch die Monon-Brauerei. Ich esse das Matoufè* zu Ende, das mir die nötige Energie für den Tag geben wird, und wir brechen rasch auf, um warm angezogen dem Wetter zu trotzen, das sich allmählich in einen Schneesturm verwandelt!
Das "Matoufè" (Speckomelette aus den Ardennen), eine ideale Unterlage für einen kalten Wintertag in den Ardennen:
Zutaten:
- 200 Gramm gesalzener Speck (vorzugsweise bei "Chez Cagerotte" oder der "Assaisonnière" eingekauft!)
- 1 Esslöffel Mehl
- 2 Tassen Milch
- 1 Tasse Wasser
- 8 Eier
Speck in der Pfanne umrühren. Wasser mit Milch und Mehl mischen, danach die Eier unterrühren. Sobald der Speck knusprig angebraten ist, die flüssige Masse hinzugeben und langsam unter Umrühren kochen.
Grundlage für die geschichtliche Entwicklung der Ardennen bildet die Geologie des Landes
Nach und nach verlassen wir das Dorf Hatrival und erkunden die umliegende Landschaft und ihre Wälder. Richard nutzt die Gelegenheit, um uns eine geologische und historische Einführung in sein geliebtes Heimatland zu geben.
Der Boden der Ardennen besteht hauptsächlich aus Schiefer und Sandstein, er gilt als arm und sauer. Nicht viele Menschen konnten einst dauerhaft hier leben. Vor langer Zeit erstreckte sich ein riesiger Laubwald von den Ufern der Vesdre im Norden bis zu den Ufern der Mosel im Süden. Ende des 7. Jahrhunderts entstand dort eine Benediktinerabtei, aus der 825 die Abtei Saint-Hubert d'Ardenne hervorging, die zweifellos eine der bedeutendsten Benediktinerabteien in ganz Europa darstellte. Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts war dieses mächtige Zentrum vor allem ein industrieller Wegbereiter für die ortsansässige Stahlindustrie. Wenngleich die französische Revolution gut zwanzig Jahre später jegliche klösterliche Existenz aufhob, so hatte die Produktion von Holzkohle zur Stahlindustrie bereits große Teile des Laubwaldes verschlungen. Neben Aufforstungsprogrammen mit Laubbäumen sowie Fichten und schnellwachsenden Nadelbäumen folgten vielerorts neue, grüne Weideflächen mit Kühen und Pferden. Schließlich veränderte sich die Landschaft erneut durch die Ankunft der Eisenbahn, die einen großen wirtschaftlichen Vorteil brachte. Und schon sind wir bei dem, wie Ihr die Ardennen heute erleben werdet ...
Eine märchenhafte Überraschung
Während unseres Waldspazierganges genieße ich es, den Schnee unter meinen Füßen knirschen zu hören. Die Landschaft erscheint plötzlich wie eingefroren. Auch die Bäume sind über und über mit Schnee bedeckt, der Weg ist nahezu komplett verschwunden. Vergnügt erzählt uns Richard immer mehr über lokale Legenden, die Pflanzen, die uns umgeben, und die Tierwelt. Nach einer Weile gelangen wir zum Waldrand von Saint-Hubert. In diesem Moment ertönt in der Ferne das Geräusch von Hufschlägen...
Der Pferdestall "Les Iles"
Die Szene ist magisch. Wie eine Fata Morgana in Weiß nähert sich eine Kutsche mit Lisby von "Les Iles". Jetzt ist es Zeit, schmunzelt Richard, für den mitgebrachten Zaubertrank. Dabei handelt es sich um Purnalet, einen typischen Likör aus der Region der aus Schlehenbeeren hergestellt wird. Ich kann nur bestätigen, dass uns dieser hervorragend mundet und alle wieder gut aufwärmt! Wir nehmen also Platz in der Kutsche und brechen ein zweites Mal, gezogen von drei Pferden, in den Wald auf. Die Schneeschicht schreckt die Tiere nicht, die diesen Winterausflug genauso wie wir zu genießen scheinen. Wir quietschen, wenn hin und wieder Schnee aus den Bäumen über unseren Köpfen mitten in die Kutsche und auf uns hinunter fällt. Ein wunderbares Erlebnis. Ich fühle mich weit weg, mir kommen Bilder aus dem hohen Norden oder Kanada in den Sinn. Schließlich kommen wir am Ausgangspunkt unseres Tagesausfluges, in Hatrival an, wo die Besitzer der Gästezimme schon am Kamin auf uns warten. Jetzt ist es Zeit für einen Aperitif, ein typisch belgisches Orval-Bier, versteht sich, gefolgt von einem von unserem Gastgeber-Ehepaar liebevoll zubereiteten Essen.
Wir genießen die Zeit, um noch ein wenig mehr mit Richard zu sprechen. Für Saint-Hubert schlägt sein Herz und seine Seele. Clever wie er ist versteht er es, sämtliche Akteure des örtlichen Tourismus, Produzenten, Gastronomen, Beherberger und andere zusammenzubringen, um ein touristisches Produkt zu schaffen, das den Bedürfnissen aller gerecht wird. Aus dieser Leidenschaft heraus gründete er sein Unternehmen "Ardenne Plaisir", um das unglaubliche Kulturerbe der Ardennen, die Landschaften, aber vor allem die Menschen vorzustellen, die den Aufenthalt hier so besonders machen. Tatsächlich sind es die Einheimischen, die die Ardennen zu dem bemerkenswerten Landstrich machen, der sie sind. Einheimische wie Richard Mignolet, den wir am Ende des Tages wirklich ins Herz geschlossen haben!
In der Zwischenzeit ist Michel in der Küche beschäftigt und Françoise erzählt uns von ihrem "energetisierenden" Menü. Es ist köstlich!
Ein Menü vom Feinsten: Crème brûlée mit Gänseleber, Thai-Gemüsesuppe mit Scampi, Schweinefilets und Schokoladenmousse mit Tonkabohne
Eine wunderbare Pension
Vom Empfang in dieser herrlichen, familiär geführten Gaststätte, über die komfortablen Zimmer, die ausgezeichnete Küche bis zum Lächeln der Gastgeber war der Aufenthalt einfach nur grandios. Ich war berührt von ihrer Freundlichkeit und ihrer einfachen Vorstellung vom Leben (im guten Sinne des Wortes)! Der große Esstisch ließ uns zu den Essenszeiten wie eine Familie zusammen kommen. Bevor wir uns verabschieden, ruft uns Richard noch zu einem letzten Besuch an diesem Tag auf: Die Monon-Brauerei.
Einige Kilometer außerhalb von Hatrival halten wir vor diesem für die Ardennen so typischen Bauernhof, Brauerei und Gasthaus von Ambly. Dort wartet Pierre, der Braumeister auf uns und erklärt uns die Herstellung seiner Biere sowie die Geschichte des Mönchs hinter der Bezeichnung Monon. Bei einer gemütlichen Bierverkostung beenden wir unseren Tag mit Richard, begleitet von einer Auswahl an lokalen Wurst- und Käsesorten - was gibt es Schöneres, als den Tag so ausklingen zu lassen?
Ich möchte auch so etwas erleben!
Ardenne Plaisir
Richard Mignolet
+32 498 57 37 08
info@ardenneplaisir.be
http://www.ardenneplaisir.be/
Pferdestall "Les îles"
Lisby
+32 496 26 25 56
Rue de Namoisy 40
6870 Saint-Hubert
www.ecuriedesiles.be
Brauerei Monon
Pierre
+32 84 21 46 32
Rue Principale 45
6953 Ambly
www.saintmonon.be
Die Ardennen sind zu jeder Jahreszeit eine Reise wert! Spätestens, wenn Ihr auf Richard Mignolet trefft, werdet Ihr dies bestätiget wissen.