Kunst mal anders in Redu

Kunst mal anders: Das Mudia-Museum von Redu

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Pierre Pauquay

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Die Ardennen über Täler und Hügel

Kultur und Wanderungen

Redu hat mir einen anderen Zugang zu Kunst und Kunstgeschichte vermittelt. Kommt mit auf einen Spaziergang an einen Ort voller Geschichten und märchenhafter Landschaften.

Kunst mal anders: Das Mudia-Museum von Redu

Plus ein Spaziergang durch ein märchenhaftes Land

4 Kultur-Minuten

Die belgische Provinz Wallonien zeichnet sich durch ein großes Ausmaß an Kreativität aus; die zahlreichen Geschichten und Legenden der Region sind einfach fabelhaft! Einer dieser kreativen Köpfe, Eric Noulet, hat in Redu einen wahren Hotspot für Kunstsinnige eröffnet. Hier versteht man sich meisterhaft darauf, den Menschen Kunst und Kultur näher zu bringen. Dank Eric, einem sympathischen Kunstliebhaber aus den Ardennen, zählt das Mudia-Museum bereits über 300 Ausstellungsstücke aus privaten Sammlungen! Hier wird Kunstgeschichte lebendig - und zugänglich.

 

Eric Noulet ist es gelungen, den Begriff Museum zu entstauben. Nach zahlreichen Museumsbesuchen auf der ganzen Welt hat er hier etwas völlig Neuartiges geschaffen. Mit Mudia möchte er, dass sich Besucher gegenüber der Kunst frei, ja geradezu enthemmt fühlen. Sein philanthropischer Ansatz ist Eric Noulet in Redu ohne Zweifel gelungen.

Interaktive Kunst im Mudia - Pascale Ghislain

Ein Wandel durch die Zeit

An nur einem Vormittag spaziere ich von den berühmten flämischen Malern bis hin zur zeitgenössischen Kunst. Die 20 Ausstellungsräume umfassen insgesamt sieben Jahrhunderte und reichen vom 15. bis zum 21. Jahrhundert. Bewundern könnt Ihr hier die von Jerome Bosch erdachten Figuren, die Comiczeichner des 20. Jahrhunderts, aber auch Ausstellungsstücke zu Fotografie und Kino, an denen auch das Mudia nicht vorbeikommt.

 

Die jeweiligen interaktiven Displays entstauben die gezeigten Werke wahrhaftig, und es gelingt mir, tatsächlich etwas zu lernen und zu behalten. Wo ich mich in Kunstmuseen oft gelangweilt habe, ermüdet von trägen Präsentationen, so fühle ich mich im Mudia-Museum geradezu belebt. Ich lasse mich von den verschiedenen künstlerischen Strömungen mitreißen und tauche mühelos in sieben Jahrhunderte Kunstgeschichte ein: Das Museum ist eine wahre Reise durch die vielfältigen Epochen der Kunstgeschichte. Voller Emotionen betrachte ich die Werke eines Rembrandt, eines Picasso oder eines rätselhaften Munch, die dank der interaktiven Displays genau analysiert und verstanden werden können.

Es gilt, ungewöhnliche Werke zu entdecken
Ein durch und durch interaktives Museum

Im Fluss der Kunst

 

Das Mudia-Museum spielt mit meinen Sinnen: Klanginstallationen lassen mich die Werke auf eine ganz neue Art und Weise entdecken, ich lerne, sie anzuschauen, sie zu berühren, sie zu fühlen und zu erkennen. Ich berühre eine Skulptur von Rodin und spüre den Blick des Künstlers. Ich betrachte ein Gemälde von Fauviste Paul Gaugin von der Pont-Aven-Schule und höre dazu bretonische Musik. Ich kann sogar den Vanilleduft eines bretonischen Pfannkuchens riechen... Wenn ich durch die Räume gehe, gehe ich von einer Entdeckung zur nächsten. Ich treffe Brueghel, den Sohn, der Werkstätten zum Kopieren der Werke seines Vaters eingerichtet hat. Ich sehe die amourösen Eroberungen Picassos, die sich in seinen Werken widerspiegeln. Diese von ihm geliebten Frauen beeinflussten seine künstlerische Karriere: Hinter dem Universalkünstler steht eine unvergleichliche Persönlichkeit. Mudia "serviert" mir die Kunst in appetitlichen Häppchen... Ich bewundere einen Kandinsky, diesen Meister der abstrakten Kunst, der in Wahrheit ein figurativer Maler war und die Dinge in seinen Malereien visuell auszuschneiden versuchte.

Dank der vielen Animationen sind die Werke, die ich betrachte, plötzlich herrlich modern. Diese gehen weit über das Kunstwerk selbst hinaus und lassen mich tief in die Geschichte des jeweiligen Künstlers eintauchen. So werden mir unvermutet viele Zusammenhänge bewusst. Ich begegne den rätselhaften kleinen Figuren von Jerome Bosch in all ihrer mittelalterlichen Strenge. In einem anderen Raum blicke ich sozusagen hinter die Gemälde von Michelangelo und Leonardo da Vinci. Und verstehe, dass sich die Renaissance im Grunde den Prinzipien der Antike bedient hat. Dank Mudia erfahre ich, dass diese künstlerische Bewegung mehr als zwei Jahrhunderte lang die europäische Gesellschaft geprägt hat wie kaum etwas anderes.

Noch mehr Kunst im Mudia
Die zauberhafte Terrasse des Mudia - Olivier Lefèvre

Den Geschichten und Legenden auf der Spur

Als ich das Mudia-Museum verlasse, nehme ich etwas von dem Zauber dieses Ortes mit. Er wird mich auf dem Märchenpfad entlang der Oberen Lesse noch ein Stück weit begleiten... Denn entlang dieses Flusses zu wandern bedeutet, inmitten einer großartigen Naturlandschaft spazieren zu gehen, in denen die Menschen schon immer Zauberwesen vermutet haben. Ein Spaziergang, der auch mich wahrlich verzaubern wird.

 

Nachdem ich Redu mitsamt seinen gemütlichen Wirtshäusern und schönen, schattigen Terrassen verlassen habe mache ich mich auf den Weg in das Tal der Oberen Lesse. Von Redu aus nehme ich einen breiten Weg, der gemütlich bergab führt. Nach einigen offenen Wiesen erwartet mich der Eingang in den märchenhaften Wald vor Ort. Schon von weitem kann ich den rauschen Fluss der Lesse hören, vermischt mit dem Gesang der Vögel. Schön ist es, sich bei diesem Spaziergang gleichermaßen wie der Fluss treiben zu lassen. Er ist glasklar und rein, und erscheint mir Kraft einiger Stromschnellen unbezwingbar. Hier müssen sich Künstler und Fotografen gleichermaßen wie im Himmel fühlen! Mudia ist nie weit weg...

Ein Waldspaziergang entlang der Oberen Lesse verzaubert - Pierre Pauquay

Ein Loch im Felsen wirkt wie der Eingang zu einer anderen Welt. Die Lesse glitzert gleich unzähligen grünen Smaragden. Buchenstämme kommen mir vor wie Säulen, die einer Kathedrale gleich Lichtfenster öffnen: Alles eine Frage der individuellen Betrachtung. Um Jean-Luc Duvivier de Fortemps, einen Schriftsteller aus den Ardennen den ich im Tourismusbüro von Redu kennen gelernt habe zu zitieren, "ist im Wald nichts hässlich, weil dort alles göttlich ist... Es liegt an jedem und jeder, seine eigene Initiationserfahrung zu machen".

Felsbrocken im Fluss, vielerorts mit Moos bewachsen, geben ein märchenhaftes Bild ab und regten vielerorts die Fantasie der Menschen in den Ardennen an. Zwerge oder Elfen sagt man hätten dort ihre Zuflucht gefunden. Diese Zwerge, die je nach Region "Nutons", "Sotês" oder "Lûtons" genannt werden, sind Waldbesuchern wohlgesonnen. Als Gegenleistung für die kleinen Arbeiten, die sie verrichen, erhielten sie vor den Felslöchern Nahrung... Und wenn ich schon nicht auf kleine Zwerge treffe, so kreuzen immerhin einige Hirsche, Rehe und Falken meinen Weg: Die Fauna der Ardennen hat mich verzaubert.

Blicke in die Natur am Ufer der Lesse - Pierre Pauquay

Ich möchte auch so etwas erleben!

 

Mudia

Place de l'Esro 61 - 6890 Libin

Tel : +32 61 51 11 96

Webseite des Mudia-Museums