Pierre Pauquay
Mitglied seit 6 Jahre
Die Ardennen über Täler und Hügel
Kultur und Wanderungen
Arthur Rimbaud auf der Spur
Arthur Rimbaud, der Ungezähmte der Ardennen
5 Min. Poesie
Von Charleville-Mézières über das Maastal und das Sesbachtal bis Bohan folge ich der Spur und den Schriften Arthur Rimbaus, dieses genialen Poeten des 19. Jhs., dem Mozart der Poesie.
Mit ihren Flüssen, die sich mit Nebel drapieren und ihren unendlichen Wäldern, inspirierten und inspirieren die Ardennen Poeten. Über diesen Boden lief ein Außenseiter des Landes, Arthur Rimbaud. Dieser Poet ist wie die Ardennen, ungezähmt und rebellisch. Der junge Mann aus Charleville-Mézières schreibt mit 15 Jahren sein erstes Gedicht, beendet sein Werk sechs Jahre später, und greift nie wieder zur Feder. Das Leben dieses strahlenden Sterns war kurz, aber seine Spuren bleiben für immer.
Ein unsterblicher Mythos
In Charleville-Mézières schlendere ich durch die Straßen und setze mich auf die Terrasse eines Cafés. Ich genieße die Sicht auf den Place Ducale und dessen goldfarbenen Häuserfassaden, die von der Sonne angestrahlt werden, während mein Rücken vom Schatten der Bögen gekühlt wird. Ich nehme die Präsenz des Poeten in dieser Stadt wahr, in der er am 20. Oktober 1854 geboren ist. Vom Place Ducale aus laufe ich die Rue du Moulin hinab und gelange zur Ancien Moulin, dem heutigen Rimbaud Museum. Dort werden bemerkenswerte Werke von Picasso, Cocteau und Fernand Léger ausgestellt, die Rimbaud gewidmet sind. In einem der Säle entdecke ich die persönlichen Sachen des Poeten und seinen großen Überseekoffer mit dem er auf die andere Seite der Erdkugel reiste. Sie begleiten ihn zu allen Ecken der Welt nach Niederländisch-Indien, Djakarta und Äthiopien. Auf der anderen Straßenseite ehrt das Maison des Ailleurs Rimbaud. Durch den Einsatz von Licht trägt mich diese Welt der Reisen zu den fabelhaften Reisen des Künstlers. Seine traumhafte Flucht aus dem Alltag stürzte ihn allerdings ins Unglück.
Er leidet an einer Entzündung und kehrt mit einem eitrigen Stumpf nach Marseille zurück. Er stirbt am 10. November 1891 und wird neben den Seinen begraben. Auf dem Friedhof von Charleville-Mézières entdecke ich aufgewühlt seinen Grabstein und den Briefkasten, der immer noch vor Briefen von Poesieliebhabern überquillt: ein unsterblicher Mythos…
Flucht in die Fremde
In den Ardennen werde ich der Spur Rimbauds folgen und seine Rückzugsorte, Erholungsorte und Orte der Inspiration durchkämmen. In seinem kurzen Leben hat dieser Wolf im Schafspelz nur ein einziges Ziel, von Zuhause wegkommen. Am Ende des 19. Jhs. hält der Fortschritt mit den Eisenbahnschienen auf dem französischen Land Einzug. Für den Einwohner Charlevilles ist es das ideale Fluchtfahrzeug… Mit 15 Jahren springt Rimbaud auf den Zug und flüchtet aus seiner Stadt, vor der preußischen Besatzung und vor dem mütterlichen Pantoffel. Am Bahnsteig steige ich mit meinem Fahrrad in den Zug Richtung Givet ein: ich werde schneller ankommen als der Poet mit den Windsohlen…
1863 durchziehen die Schienen das Maastal. Heute fährt der Zug immer noch über die riesigen Viadukte. Ich steige in Monthermé aus und führe meine Route mit dem Rad auf der wunderschönen Voie Verte entlang des Sesbach fort. Diese zwischen zwei Ländern hin und hergerissene authentische Region inspirierte Rimbaud, der sich hier erholte. Das Tal zwischen Tournavaux und Haulmé ist normalerweise zwischen Bergen eingeschlossen und öffnet sich hier auf eine große angeschwemmte Ebene: eine einzigartige Atmosphäre breitet sich aus. Der Nebel hüllt die Landschaft ein: ich fahre am Fluss Rivière de Cassis (benannt nach einem seiner Gedichte) entlang… Später fahre ich entlang des Sesbach, der ein wahrer Augenschmaus ist und mich zum Dorf Hautes-Rivières führt.
Das Tal des Unglücks Vallée de Misère
Zur Zeit Rimbauds hatte der Sesbach nichts Touristisches. Man wurde entweder Schmuggler oder stellte Nägel her, um zu überleben. Der Poet sieht im Sesbach ein „Tal des Unglücks“. Nach den Hautes-Rivières setzt die Voie Verte aus. Ich fahre trotzdem weiter bis nach Belgien, wo die Semoy (Sesbach) zur Semois wird. Auf der anderen Seite der Grenze beginnt für Rimbaud das Paradies.
In Bohan treffen meine Räder auf die Spuren der französischen Schmuggler, die diese geheimen Wege im Tal der Baraques nutzen, um mitten im Wald die Verhandlungen zu tätigen. Hier auf belgischem Territorium verkauften sich Tabak und Kaffee zum Höchstpreis. Im Dorf treffe ich auf Jacques, der mir erzählt, dass er sich als Kind mit seinem französischen Freund im Wald traf; er mit den Taschen voller Schokolade von Côte d’Or, die man in Belgien viel günstiger kaufen konnte…
Bezaubernde Landschaften, die das Werk eines der größten Poeten aller Zeiten beeinflusst haben.
Ich kann es kaum erwarten zur Maas zurückzukehren. Ich mache eine Kehrtwende, fahre nach Monthermé und weiter Richtung Givet… In ihrem Verlauf durch die Ardennen durchfließt die Maas ein enges Tal. Wie in einem Canyon fließt der Fluss 300m unterhalb der Gipfel. Steile Berghänge, die von Wäldern bedeckt sind, umgeben das schmale Tal: ich betrete eine raue Gegend, in der sich die Industrialisierung abgespielt hat, wie in Revin und Fumay. Die Stadt inmitten des Tals „des Eisens und des Waldes“ ist untrennbar von ihrer Metallindustrie, die die Landschaft gezeichnet hat. Als Rimbaud hier einen Zwischenstopp einlegte, bevor er nach Belgien ging, beobachtet er ungläubig die verstörten Männer, Frauen und Kinder, die vollkommen erschöpft von der Arbeit in den Metallgießereien sind.
Ich fahre gemütlich vor mich hin, entlang der wunderschönen Voie Verte Richtung Fumay. Rimbaud entdeckte den Trubel der Stadt. Im Hafen lud man die schweren Schieferplatten auf Lastkähne. Die Platten wurden aus dem Innern der umgebenden Berge herausgearbeitet. Heute ist der Flusshafen ein angenehmer Jachthafen geworden. Früher erlebte er die Abreise zahlreicher Ardenner in alle Ecken der Welt. Die Ardennen Rimbauds existieren nicht mehr und werden heute vom Lachen der Radfahrer erhellt, die eine der schönsten Voies Vertes Europas befahren… In Givet lasse ich die Route Arthur Rimbauds Richtung Charleroi und in Richtung seines Schicksals an mir vorbeiziehen. Ich für meinen Teil steige wieder in den Zug, um nach Charleville-Mézières zu kommen und schließe diesen Kurztrip mit einer Fahrt durch verzaubernde Landschaften, die das Werk einer der größten Poeten aller Zeiten beeinflusst haben, ab.
Erlebt es selbst
24 Place Ducale
08000 Charleville-Mézières, Frankreich
Tel.: +33 (0)3245 60608
Ich folge der Spur und den Schriften Arthur Rimbaus, dieses genialen Poeten des 19. Jhs., dem Mozart der Poesie