Kilometer reiner Erinnerungen in Monthermé
Wandern mit Freunden im Regionalen Naturpark der Ardennen
4 min. Auszeit
Ich bin Belgierin mit französischen Wurzeln und bin ein Stadtkind. Wenn ich also an die Ardenenn denke, schwebt mit unausweichlich ein Gebiet vor, das von Mutter Natur beherrscht wird. Tatsächlich wage ich es und behaupte, dass ein Spaziergang im Wald in den Ardennen unvermeidlich ist. Eine Region, deren Reichtum aus ihrer Flora und Fauna besteht. Mit meiner kleinen Freundesgruppe bin ich von Monthermé losgezogen. Ein erholsamer dreistündiger Marsch über 15 Kilometer.
Erholung ohne den geringsten Aufwand
Wir treffen uns auf einem Parkplatz des Ortes Les Woieries. Mit unseren Wanderschuhen bewaffnet, sind wir für alle Wanderwege, die wir kreuzen werden, bereit. Am Anfang dieses Abenteuers steht ein eindrucksvoller Abstieg. Der Ausblick reicht weit über die Winkel des Waldes, wo sich überall grüne mit orangenen Farbtönen mischen. Nadelbäume, Eichen, viele Farne, Stechpalmen und Heidelbeeren! Mein Puls schlägt zwar schon schneller, aber beim Entlanglaufen an Sankt Antonius von Padua, den Sümpfen der Hauts-Buttés und schlussendlich am Roc la Tour bin ich nicht ins Schwitzen geraten. Im Gegenteil, die Rückkehr zur Natur ist die Rückkehr in ein Paradies der Ruhe und des Friedens. Ich genieße die frische Brise, die erst durch die Blätter streift, dann über meine Haut streichelt. Körperliche Topform oder ein angeborener Orientierungssinn ist absolut nicht notwendig. Jeder unserer Schritte wird von einer gut sichtbaren gelben Beschilderung geleitet. Keine Wildschweine zu sehen. Nur ihre mit Heidelbeeren geschmückten Exkremente kreuzen unseren Weg.
Beeren und kleine Wildtiere
Nach dem wir über ein paar Pilze mit überraschend leuchtendem Rot gestiegen sind, war das noch nicht die letzte Überraschung. Da ich zu beschäftigt bin, Heidelbeeren aufzustöbern, entgeht mir, dass Renaud hinter mir einen massiven authentischen Knochen findet. Dieses Überbleibsel lag im flachen Wasser eines kleinen Wasserlaufs, den wir gerade überquert haben. Ohne Zweifel gehört der Knochen zu einer Hirschkuh oder einem Wildschwein… Die perfekte Gelegenheit für meinen Kumpel, auf dem Foto herumzublödeln.
Pausen voller Geschichte und Kultur
Wir laufen in Richtung einer langen Reihe aus Nadelbäumen. Der Gesang der Vögel begleitet unsere Schritte im Takt. Ehrlich gesagt, spielt das Wetter nicht wirklich mit, der Himmel ist grau und es ist eher frisch. Trotzdem schaffen die Hecken aus Stechpalmen und die alten Eichen eine gemütliche Atmosphäre, die mich an meine ganz persönliche Lieblingszeit erinnert: Weihnachten. Aber nicht nur die Stechpalmen und Nadelbäume erwärmen das Herz. Auf unserem Spaziergang halten wir an der kleinen Kirche an. Von außen ist das Gebäude banal und elegant. Innen stehen wir plötzlich mit mehr als 2.000 hoffnungsvollen und dankbaren Votivbildern! Alle Wände der Kirche von Les Hauts-Buttés sind voll damit. Ich bin beeindruckt. Die Bilder zeugen von einer großen Vergangenheit. Sie geben Träume, Hoffnungen und Leiden der früheren Gläubigen wieder. Auch die farbige Schönheit der Fenster fasziniert mich. Die Zeit geht vorüber und wir machen uns schnell auf den Weg Richtung der Ponys „Konik Polski“ in Freilandhaltung auf, die in der Nähe der Kirche sind.
Sich in den Ardennen verlieren
Wir verbringen also einen schönen Spaziergang inmitten der Bäume. Weiter vorne müssen wir den vorgegebenen Weg verlassen, um eine Straße zu überqueren, damit wir zum Denkmal zu Ehren der Tapferkeit der Maquis der Ardennen gelangen. Es beginnt zu regnen. Es scheint so, dass Mutter Natur sich verausgabt, um ein dramatisches fast nostalgisches Klima zu schaffen. Alles ist miteinander verknüpft. Das Denkmal erinnert an die Mission Citronelle des Zweiten Weltkriegs und wurde von der Kommandozentrale der Alliierten und dem BCRA (zu dt. Zentralbüro für Aufklärung und Maßnahmen) organisiert. Wir gedenken der Ehre der französischen Résistance gegenüber der nationalsozialistischen Besatzung. Der Regen prasselt nieder, daher fasse ich wieder die Route des Spaziergangs ins Auge. Ich weiß nicht genau, wohin wir gehen müssen. Meine Freunde brechen angesichts unserer unwirklichen Situation in Gelächter aus. Da wir uns verlaufen haben, folgen wir dem Asphalt geradeaus bis zu unserem Startpunkt. Die letzten 45 Min. waren sehr emotional. Wir kommen total durchnässt, aber sehr zufrieden mit unserem Spaziergang an. Ja, sich in den Ardennen zu verlieren bzw. zu verlaufen und in einem guten belgischen Wolkenbruch zu spazieren gehört einfach dazu. Ein wortwörtliches Zurück zur Natur.
Erlebt es selbst
Der beste Startpunkt für diese Wanderung durch den Regionalen Naturpark der Ardennen ist der Parkplatz der Auberge de la Roche um 7 Uhr:
Chemin du Haut du Terne 08800 Monthermé, Frankreich
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Weitere Spazierrouten
Zurück zur Natur, zurück in ein Paradies
der Ruhe und des Friedens