Durbuy - Copyright Marion Guiot

Ich habe die Ardennen auf den Spuren eines berühmten Schriftstellers entdeckt

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Marion - Chroniques d'une ardennaise

Mitglied seit 4 Jahre

100% aus den Ardennen, mit einer Mischung aus Belgien und Frankreich

In diesem Dorf wird Fiktion

Realität und die Realität wird 

fantastisch

Auf den Spuren eines berühmten Schriftstellers

Die Ardennen und ihre Schriftsteller. Von der charmanten Pension "Chez Tante Alice" im Herzen des Aisne-Tals kann man auf ihren Spuren wandeln. Dabei verschmelzen Fiktion und Realität im Spiegel der zauberhaften Landschaften der belgischen Ardennen.

2 Tage Fiktion

Auf dem Weg von Aisne-sous-Heyd

Wir machen uns auf nach Aisne-sous-Heyd, einem kleinen typischen Dorf in den Ardennen, nur wenige Kilometer von Durbuy entfernt. Dort treffen wir "La Tante Alice", oder vielmehr Marie-France und Didier, unsere Gastgeber und die Neffen von Tante Alice. Unterwegs beobachten wir die Landschaft, deren große Ebenen nach und nach von dicht bewachsenen, hügeligen Wäldern abgelöst werden. Umgeben von Fluss und Wald empfängt uns das Dorf mit einer Ruhe, die uns von Anfang an verzaubert. Insgesamt verbringen wir zwei Tage hier, in tiefer Verbundenheit mit der Natur. Wir kommen in unserer Unterkunft "Tante Alice" an, erkunden das hübsche, aus Stein gebaute Haus und beziehen unser Zimmer, das das Bildnis eines lokalen Schriftstellers trägt. Dabei handelt es sich um Armel Job, einen belgischen Schriftsteller, der in Heyd geboren und in der Gegend aufgewachsen ist. Bevor wir mit unseren Wanderschuhen und einem seiner Romane zur Entdeckung der Region ausgerüstet aufbrechen, erkunden wir noch das Gästehaus selbst. Der Gemeinschaftsraum ist über und über mit Gegenständen und Bildern dekoriert, die unsere Gastgeber selbst gesammelt haben und die sich allesamt auf die Werke von Armel Job beziehen. Des Weiteren erwartet uns natürlich auch eine Bibliothek mit den Romanen des Autors, um dessen Welt noch besser kennen zu lernen. Auch im Erdgeschoss finden sich zwei liebevoll eingerichtete Gemeinschaftsräume mit Büchern. Nach unserem ersten Ankommen und Staunen ist es schon an der Zeit für das Abenteuer der "Nacktbadende auf einem Felsen", bei dem wir im wahrsten Sinne des Wortes lernen müssen, zwischen den Zeilen zu lesen.

Gästehaus "Chez Tante Alice"

Spaziergang zwischen Fiktion und Realität

Sei es die Brücke über den Fluss, das alte Haus an der Straßenecke oder der Weg, der mitten in den Wald führt: Nach und nach entdecken wir bei unserem Spaziergang all die Orte, die Armel Job zu seinem Roman "Nacktbadende auf einem Felsen" inspiriert haben. Verblüfft erkennen wir, wie sich hier Fiktion und Realität vermischen, bis hin zu Charaktereigenschaften von Romanfiguren, die definitiv von Einheimischen inspiriert sind. Oft halten wir inne, um Passagen aus dem Roman zu lesen und die Orte um uns zu beobachten: Eine große Ebene, in der im Buch eine Fabrik steht. Ein kleines Wasserloch mit Wasser aus dem Bach, in dem die Protagonisten schwimmen lernen. All dies bedient unsere Vorstellungskraft und lässt uns zum Kern der Handlung vordringen. Unterwegs stoßen wir auch auf einige sagenumwobene Wahrzeichen der Region, wie den "Aschefelsen". Von diesem mehrere Meter hohen Steinhaufen heißt es, er sei das Werk des Teufels!

 

Auf den Spuren des belgischen Schriftstellers Armel Job

"Vor langer Zeit rief William de la Marck, verfolgt von den Soldaten des Fürstbischofs von Lüttich, den Teufel zu Hilfe. Die Nacht brach herein und der Teufel willigte ein, noch vor dem Krähen des Hahns am Morgen einen gigantischen Damm an der Aisne zu bauen, um die Bewohner von Lüttich zu ertränken. Unverzüglich machten sich der Teufel und seine Schergen an die Arbeit und türmten riesige Felsbrocken in der Schlucht des Flusses auf.

Nicht weit entfernt stand das Häuschen einer armen alten Frau, die nur einen Hahn und ein paar Hühner ihr Eigen nennen konnte. Durch den Lärm der Arbeiten geweckt, stand die Frau auf, zündete eine Kerze an und ging in den Hühnerstall. Dort stieß der Hahn, getäuscht durch den Schein der Kerze, einen schrillen Schrei aus, der im ganzen Tal widerhallte. Der Ankündigung des Tages glaubend, verließen der Teufel und seine Schergen die Baustelle und verschwanden in großer Eile.
Unter dem Druck des ansteigenden Flusses brach der unvollendete Damm ein und setzte eine gewaltige Wassermasse frei, die sich über die Soldaten des Fürstbischofs ergoss. Wilhelm de la Marck, der sich in die Ländereien ganz in der Nähe des Herzogtums von Burgund geflüchtet hatte, beglückwünschte sich dazu, dass er gleichzeitig seinen Verfolgern entkommen war und den Fürsten zum Narren gehalten hatte."

Unzählige weitere Eigenheiten!

 

Nach unserer romanhaften Wanderung kehren wir zu zurück zu "Chez Tante Alice", genehmigen uns einen Tee und brechen ein weiteres Mal auf, diesmal mit E-Bikes um die Megalithen von Wéris zu besichtigen.

 

Fahrradtour zur größten megalithischen Stätte Belgiens

 

Dank unserer E-Bikes erklimmen wir die kleinen Hügel des Aisne-Tals mühelos und gelangen relativ rasch zur Anlage von Wéris. Dabei handelt es sich um die größte megalithische Stätte Belgiens, sie erstreckt sich über mehr als sieben Kilometer. Mit unserer Übersichtskarte gehen wir auf die Suche nach Dolmen und Menhiren, von denen manche mehr als 4800 Jahre alt sind. Inmitten von Feldern entdecken wir imposante Steinformationen, die aus mehreren Steinen bestehen, oder kleinere, die gut im Wald versteckt sind, wie das "Devil's Bed". 
Nach einem kurzen Umweg bleibt uns noch, das charmante Dorf Wéris zu erkunden, das zu den schönsten Dörfern der Wallonie zählt. Wir beschließen, im gemütlichen Restaurant Tiesse di Bwes zu essen ("Holzkopf", im örtlichen Dialekt), in dem uns lokale und saisonale Produkte frisch vom Markt angeboten werden. Das Essen mundet herrlich, ein großes Lob an die hiesige Küche! Eine besondere Erwähnung verdient das "Cuberdon-Eis": Diese kleine rosa Süßigkeit in Form eines Kegels ist eine lokale Spezialität - und ein wahrer Hochgenuss!
Mit vollem Bauch ziehen wir uns in unsere Zimmer zurück, selbstverständlich noch ein wenig lesend, bevor wir schlafen gehen.

Stätte mit Megalithen - Wéris

Köstliche, regionale Produkte und die Stadt Durbuy

 

Bereit für einen neuen Tag genießen wir ein überaus herzhaftes Frühstück auf der Terrasse unseres gemütlichen Gästehauses. Hier treffen wir auch auf andere Gäste, Niederländer, mit denen wir uns ein wenig auf Englisch unterhalten. Sie empfehlen uns den Besuch der nur wenige Kilometer entfernten Stadt Durbuy, in der sie am Vortag waren. Damit geben sie uns noch einen guten Tipp für den Tag unserer Abreise, nämlich die kleinste Stadt der Welt zu erkunden! Aber erst einmal genießen wir noch ein paar typische, lokale Spezialitäten auf unserem Frühstückstisch: Hausgemachtes Brot und verschiedene selbstgemachte Marmeladen, aber auch Aufschnitt, Käse oder der berühmte Sirup von Lüttich, der sich perfekt aufs Brot aufstreichen oder mit dem guten Käse aus der Region verspeisen lässt. Herrlich, so ein herzhaftes Frühstück hier!

Tiesse di Bwes - Wéris

Lokale Produkte im Rampenlicht

Zufrieden brechen wir nach Durbuy auf, eine Stadt die uns mit viel Charme und Geschichte empfängt. Die Stadt wird von dem Fluss Ourthe durchquert, auf dem Besucher wie Einheimische gerne Kanu und Kajak fahren. Wir schlendern durch die engen Gassen der Altstadt und entdecken Geschäfte, von denen eines origineller und ungewöhnlicher ist als das andere. An jeder Ecke schmücken Kunstwerke und Kuriositäten die Fassaden, eine wahre Wohltat für die Augen! Das historische Zentrum steckt voller spannender Geschichten, die wir nach und nach entdecken, da wir der offiziellen Besucherroute des Tourismusverbandes folgen. 
Nach und nach entlocken wir Durbuy all seine Geheimnisse, nur ein Erlebnis bleibt offen: Die Stadt beim nächsten Besuch auf dem Wasser zu erkunden!

Ich möchte auch so etwas erleben!

Gästehaus "Chez Tante Alice"
Aisne, 52
B-6941 Aisne-sous-Heyd (Durbuy), Belgien
Webseite: "Chez Tante Alice"
Tel.: +32 86 21 29 40 oder +32 473 59 47 66