Oligo, der Wichtel der Ardennen

Der Wichtel der Ardennen

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Celine Menoncin

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Tretet mit mir ein und lernt die typischen Bewohner der märchenhaften Ardennen kennen.

Erkundung der FANtastischen Ardennen

Der Nuton (Wichtel)

8 Min. Auszeit

Magie kann man sehen, man muss es nur wollen…

 

Die Ardennen sind wunderbar. Ich rede vom Ardenner Wald, den Julius Cäsar „Arduenna Silva“ nannte – in den Tiefen des Waldes. Er ist als Refugium für verjagte Ritter bekannt und beherbergt den Zauberer Maugis und viele weitere Fabelwesen. Dieser Wald ist das Tor zu einer anderen Welt, zur Welt der Feen.

Die Ardennen bieten ihren Besuchern friedliche Wege, deren Begehung ein wohltuender Genuss ist, auf denen ein einziger Atemzug das Herz vor Glück jauchzen lässt. Wenn Ihr wie ich Lust habt, abseits der ausgetretenen Wege ein Abenteuer in den Tiefen des Waldes zu erleben… wenn Ihr über Bäche springen wollt, um ans andere Ufer zu gelangen… wenn Ihr Eurer Ohr an die Rinde der Eiche legt, um ihren Herzschlag zu hören… Dann tretet ein, in die fabelhaften Ardennen. Die Ardennen der Mythen und Legenden, die Neugierige fesselt und Kinder fasziniert. Tretet mit mir ein und lernt die typischen Bewohner der märchenhaften Ardennen kennen.

Oligo, der Wichtel der Ardennen

Magie kann man erleben, man muss sie nur fühlen…

Wir verhalten uns erst einmal ruhig und vorsichtig. So fängt alles an im Königreich der Wichtel an. Zu viel Begeisterung und stürmisches Verhalten vernichten von vorn herein jegliche Chance auch nur einen Blick auf sie zu erhaschen. Ganz normal einatmen, aber nicht mehr. Man muss sich schon stark konzentrieren und den Feenkönig bitten, Einlass in seine Welt zu erlangen. Nur den reinen Herzen und feinfühligen Seelen wird dies unter Umständen genehmigt…

 

Magie kann man verstehen, man muss sie nur zu lesen wissen…

Die Schriften besagen, dass das Fabelwesen zwischen 30cm und 1m in Felsspalten, in den Höhlen von Mutter Natur und entlang der Gewässer, die den Wald durchziehen, leben. Es geht also um eine Zwergenart, eine uralte Wichtelrasse, die in den Ardennen daheim ist: der Nuton.

Dieser Wichtel hat zwei große Schwächen: seine große Empfindlichkeit und seine Liebe zu menschlichen Frauen.

Der Nuton scheint an Orten zu leben, an denen weder Ihr noch Ich wohnen würden, aber täuscht Euch nicht! Er ist ordentlich und lebt in geschmackvoll eingerichteten, geräumigen Wohnräumen, die mit solidem Mobiliar ausgestattet sind, das in den besten Eichen hergestellt wird.

Er sieht übrigens auch ansprechend aus: dünn, feine Züge, gepflegtes Haar und ein vorbildlicher Bart. Er trägt eine hübsche rote Zipfelmütze und nette Kleidung. Das kleine Wesen ist von Beruf Handwerker und bekannt dafür, darin ziemlich gut zu sein: ob Schneider, Schmied oder Schuster, seine Arbeit ist immer ta-del-los! Dieses kleine Wunder scheint fast perfekt zu sein, aber nur fast: der Wichtel ist viel menschenaphiner als es scheint… Er ist der lokalen Bevölkerung ziemlich ähnlich. Er liebt den Genuss der ardennischen Küche: frisch geschnittener Schinken, geräucherte Wurst, deren Rauchgeruch in der Nase kitzelt, das traditionell ardennische Rezept Cacasse à cul nu und natürlich die Tarte au sucre oder der Gugelhupf Gâteau mollet… er ist einfach ein kleiner Gourmet.

Aber er ist ebenfalls wortkarg und still. Er hört sich ungern selbst reden und zieht einen guten Tropfen einem langen Gespräch vor. Alles Charakterzüge, die man auch oft bei den Ardennern findet.

Der Nuton hat lange Zeit mit dem Menschen gelebt. Er half Bauern und Arbeitern in seinen Alltagsgeschäften. Man sagte, wenn man einen Nuton im Haus hat, hat man einen Schatz gefunden.

Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass der Wichtel eine magische Kreatur ist! Man erzählt sich immer noch, dass manche Familien dank ihres Nutons reich wurden… Die Zeit verging und Mensch und Wichtel zerstritten sich… Denn ich muss Euch gestehen, dass dieser Wichtel zwei große Schwächen hat: seine große Empfindlichkeit und seine Liebe zu menschlichen Frauen. Ein paar Geschichten sind uns bis heute bekannt… Sie berichten von der Epoche, in der Mensch und Nuton Seite an Seite lebten…

Magie kann man weitergeben, man muss nur Erzähler, ein Geschichtenerzähler werden…

Eine der Legenden, die uns bis heute erhalten bleibt: Eines Tages fand eine Witwe die Nutons vor ihrem Höhleneingang. Sie weinte bitterlich um ihren verstorbenen Mann und bat um eine gute Seele, die mit ihr ihre Felder bestellte. Sie und ihre drei Töchter waren dem Hungertod nahe. Ein Wichtel in der Blüte seiner Jugend – erst knapp 200 Jahre alt – erbarmte sich ihrer. Er bot ihr im Gegenzug für Kost und Logis auf dem Bauernhof mit ihr und ihren Töchtern seine Hilfe an. „Legt das Werkzeug in die Felder und die Arbeit wird getan sein“, sagte er zur Witwe. Ein paar Tage später nahm sie mit Erleichterung wahr, dass das erste Feld bearbeitet und ausgesät war. Dann folgten Tag auf Tag die anderen Felder. Jahrelang pflegte und hegte der Nuton die Felder der Witwe, die so gut versorgt lebte. Die Felder waren so schön und ertragreich wie noch nie und wurden schnell zum Dorfgespräch.

Eines Morgens bot ihr ein Nachbar Geld, wenn sie dafür sorgte, dass auch er von der Arbeit ihres Gönners profitierte. Ihre Gier war zu groß, sie sagte zu und legte das Werkzeug in das Nachbarfeld. „Der Nuton wird sich denken, dass es meine neuen Felder sind und den Trug nicht erkennen!“, dachte sie bei sich.

Das war ein großer Fehler! Das benachbarte Feld blieb unbestellt und der Wichtel verschwand und kehrte nie wieder zur Witwe zurück.

Jetzt als Buch: Die legendären Geschichten von Oglio, dem ardennischen Wichtel
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Autor: Celine Menoncin
Illustrationen: Adeline Vachez