Das Fest der Bruderschaften in den Ardennen, von David Truillard

Ich habe das Fest der Bruderschaften in den Ardennen erlebt

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Das Schwierigste ist es zu entscheiden, was man essen soll

Ich habe das Fest der Bruderschaften in den Ardennen erlebt

1 Tag Entdeckungsreise durch eine ganz besondere Region

Die Ardennen und ihre Menschen erleben wir als authentisch und gesellig. Genau diese Stimmung genießen wir auch beim jährlich stattfindenden Fest der Bruderschaften, dem "Festival des Confréries" auf der berühmten Place Ducale in Charleville-Mézières.

Eine der vielen Bruderschaften in den Ardennen, von Marion vom Blog "Chroniques d'une ardennaise"

Ein Fest wie kein anderes

Das sogenannte Fest der Bruderschaften bringt jedes Jahr etwa fünfzig französische und belgische Bruderschaften sowie Tausende von Zuschauern zusammen. Wir haben uns unter diese Zuschauer gemischt, um ein wenig typisches Flair aus den Ardennen zu schnuppern. Die Atmosphäre ist festlich, als wir die Place Ducale betreten, das Wahrzeichen der Stadt Charleville-Mézières und ein architektonisches Meisterwerk aus dem 17. Jahrhundert. Die Parade der Bruderschaften ist ein wogendes Meer aus Farben und fröhlicher Musik! Gekleidet in lange, bunte Togas, ausstaffiert mit Wappen und Fahnen und manchmal sogar mit Töpfen oder Schweinen, ziehen die Mitglieder der Bruderschaften durch die Straßen des Stadtzentrums. Wir folgen der Prozession und schlendern durch die Straßen, bevor wir zur hübschen Place Ducale zurückkehren.

Der Umzug der Bruderschaften in den Ardennen, von Marion vom Blog "Chroniques d'une ardennaise"

Es ist fast Mittag, und wir haben nur sehr leicht gefrühstückt, weil wir wussten, dass wir während dieses großen Festes wahrscheinlich mehr essen würden, als wir sollten. Der Duft, der uns von den vielen einzelnen Ständen in die Nase steigt, weckt nun langsam unseren Appetit. Als erstes machen wir eine Runde, um zu entscheiden, was wir unter all diesen Spezialitäten wohl probieren werden - keine leichte Aufgabe!

Kleine Kostprobe gefällig?

Kulinarische Schätze aus der Region

Die Runde über den Platz beginnt! Wir gehen von Stand zu Stand, es ist für jeden Geschmack etwas dabei. Verlockend sind die von den jeweiligen Bruderschaften mit Leidenschaft zubereiteten Spezialitäten, und wir probieren nahezu überall etwas. Erst Honig, dann Wurst, dann wieder Marmelade oder Schokolade! Wir entdecken uns unbekannte, regionale Spezialitäten wie beispielsweise den Safran, der auch hier in den Ardennen geerntet wird, und andere eher klassische Spezialitäten wie Bier.

Diese Schinkenvariationen sind eine Spezialität der Ardennen, von Marion vom Blog "Chroniques d'une ardennaise"

Manchmal wird uns verraten, wie all diese Spezialitäten zubereitet werden, aber nicht immer. Nachdem wir wirklich alle fünfzig Bruderschaften abgeklappert haben und unsere Taschen sich vor kulinarischen Mitbringsel biegen, gehen wir selbst in das große Zelt auf dem Platz, um uns die Bäuche vollzuschlagen. Zwei einheimische Gerichte werden uns vorgeschlagen, die den ganzen Morgen in riesigen Töpfen und Pfannen gekocht haben und ein süßes Aroma verströmen: Die "Cacasse à Cul Nu" (eine nackte Cacasse, ein lustiger Name im Französischen!) sowie ein typischer, warmer Specksalat aus der Region. Mein Begleiter entscheidet sich für die Cacasse à Cul Nu, ein Frikassee aus Kartoffeln, die mit Zwiebeln in einer Mehlschwitze gekocht werden. Ursprünglich gab es in diesem Gericht kein Fleisch, daher der Name "nackt", aber heutzutage wird die Cacasse viel häufiger mit Speck und Wurst gegessen als die ursprüngliche "Cacasse à Cul Nul". Ich gönne mir den warmen Specksalat, der mit Löwenzahnsprossen, Kartoffeln und Speck angerichtet ist. Der erste Bissen schon ist ein Gedicht! Wir lieben es, von unseren jeweiligen Speisen zu probieren. Dabei genießen wir auch die Geselligkeit des Festes inmitten des großen Zeltes. Wir sitzen an langen Tischen zusammen mit anderen Besuchern, plaudern und singen gar selbst ein wenig mit, als eine Drehorgel zu spielen beginnt. Wenngleich wir uns alle gerade erst kennengelernt haben, nehmen wir uns dennoch in den Arm und singen, tanzen und lachen alle zusammen an einem Tisch.

Noch bleibt uns ein wenig Zeit!

Spektakel und Vorführungen aller Art

Bevor wir nach dem ausgiebigen Mittagessen zum Festgeschehen zurückkehren, um die von einigen Bruderschaften geplanten Vorführungen zu bewundern, machen wir noch einen kleinen Verdauungsspaziergang in den Straßen des Stadtzentrums von Charleville-Mézières. In Richtung des Flusses Maas überqueren wir die hübsche Rue du Moulin, die mit hippen Designerläden und bunten Fassaden lockt. Wir wandern am Flussufer entlang und finden uns plötzlich einer alten Mühle gegenüber, die heute das Museum Arthur Rimbaud beherbergt. Dann setzen wir unseren Spaziergang in Richtung der Insel der Alten Mühle fort, wo wir ein paar Augenblicke verweilen, um die vorbeifahrenden Kajaks und Boote zu bewundern. Wir drehen um und kommen direkt am Geburtshaus des berühmten Dichters Arthur Rimbaud vorbei. Aus Neugierde beschließen wir, es zu betreten und zu besichtigen. Die Räume des Hauses sind zwar mittlerweile unmöbliert, aber nichtsdestotrotz ist es in seinem ursprünglichen Zustand erhalten geblieben. Wir können hier und da sogar noch einige original Wandteppiche sehen. Dank der modernen Museumstechnologien folgen wir Arthur Rimbaud auf seinen vielen Reisen bis nach Harar, Äthiopien, wo er mehrere Jahre verbrachte. Visuelle Projektionen auf dem Boden und an den Wänden, dazu eine magische Klangatmosphäre... All unsere Sinne sind vom Besuch dieses Museums gefesselt!

Der Umzug der Bruderschaften, von Marion vom Blog "Chroniques d'une ardennaise"

Nach diesem poetischen Exkurs kehren wir zum eigentlichen Fest der Bruderschaften zurück, wo Vorführungen aller Art auf uns warten. Auch hatte unser Mittagessen Zeit, ein wenig zu sacken, um weiterhin von all den Köstlichkeiten der Ardennen zu goutieren. Am Nachmittag treffen wir schließlich auch auf ein paar der Köche, die vor unseren Augen Kochdemonstrationen anbieten und uns weitere süße wie herzhafte Häppchen probieren lassen. Ein Fest für die Augen sowie für den Gaumen, denn hier erlebt man eine wahre Explosion des guten Geschmacks!
Etwas weiter weg bereiten die Bruderschaften weitere Vorführungen vor. Eine davon ist in der Tat außergewöhnlich: Es gilt, in einer besonderen Zeremonie neue Mitglieder in die Bruderschaften einzuführen. Eine vergnügliche Darbietung, die man beim Besuch des Festes nicht verpassen sollte!

Frisch gezapftes Bier (La cuvée d'Arthur) auf dem Fest der Bruderschaften, von Marion vom Blog "Chroniques d'une ardennaise"

Viel zu schnell ist dieser eindrucksvolle Tag auch schon wieder vorbei. Wir machen noch rasch eine Bestandsaufnahme all der Köstlichkeiten, die wir mit nach Hause nehmen werden, um den Geschmack der Ardennen noch ein Weilchen länger zu genießen: Käse, Bier, Zwiebelkuchen, Pâté en croûte... alles da!

Ich möchte auch so etwas erleben!

 

Das Fest der Bruderschaften ("Le Festival des Confréries")
Place Ducale, 08000 Charleville-Mézières, Frankreich
www.festivaldesconfreries.com