Foto von Pierre Pauquay auf seiner großen Durchquerung der Ardennen mit dem Mountainbike, von Pierre Pauquay

Ich habe die Ardennen auf dem Mountainbike durchquert

Profile picture for user Pierre Pauquay

Pierre Pauquay

Mitglied seit 5 Jahre 4 Monate

Die Ardennen über Täler und Hügel

Kultur und Wanderungen

Hier, in diesem Land ohne Grenzen habe ich erlebt, was es heißt, ganz für mich zu sein!

Ich habe die Ardennen auf dem Mountainbike durchquert

Ein Hauch von Abenteuer

2 Tage auf dem Mountainbike

Die Durchquerung der Ardennen mit dem Mountainbike ("La Grande Traversée de l’Ardenne", kurz GTA) startet in den grünen Hügeln und Flusstälern eines gewaltigen Bergmassivs. Eine faszinierende Reise, die mich unter anderem auch durch den Wald von Saint-Hubert führt. Herrlich, dabei so ganz und gar für mich zu sein. Das Abenteuer startet Anfang September ...

 

Ich beginne meine Reise in Belgien, ganz nahe an meinem Wohnort. Zunächst nehme ich mir die Zeit, die Routenkarten genau zu studieren. Denn schon lange habe ich nach Gebieten gesucht, in denen mir die Landschaft schier grenzenlos scheint. Nahe Saint-Hubert und Nassogne gibt es diese faszinierend weite Landschaft, steile Täler und einzelne, bewirtschaftete Felder, die dem riesigen Waldgebiet nichts entgegen zu setzen scheinen. Mit einem Bleistift markiere ich einen Teil meiner Route, die entlang der Grande Traversée de l'Ardenne (GTA) verläuft. Der südliche Teil beginnt in La Roche-en-Ardenne und geht weiter durch das Flusstal der Ourthe, um sich mit den großen Hochebenen des Waldes von Saint-Hubert zu verbinden: Hier ist er, dieser grenzenlose Raum in dem ich ganz für mich sein kann!
Einige Tage später folge ich einem Teil der Südstrecke der GTA nahe Saint-Hubert. In Belgien habe ich das Gefühl, bis ans Ende der Welt radeln zu können! Dabei habe ich nur das Nötigste mit, um mich voll und ganz auf das Landschaftserlebnis der Ardennen konzentrieren zu können.

Landschaftsaufnahme aus den Ardennen, von Pierre Pauquay

Freiräume

Mein Mountainbike wird genau zu dem Instrument, für das es geschaffen ist: Es erlaubt mir, zauberhafte Ort zu entdecken, bei denen es nicht um Schnelligkeit, sondern um die Tiefe meines Erlebens geht. Ein neuer Gemütszustand macht sich breit: Aus dem Radfahrer wird ein Reisender. Ich trete in die Pedale und erfahre dadurch - im wahrsten Sinne des Wortes - lange Täler, sanfte Plateaus, tiefe Wälder, fröhliche Flussschlingen. Alles ist Zauber, Mystik und Poesie. Die Wege folgen dem Relief der Region, welches Millionen Jahre gebraucht hat, um so zu werden wie es heute ist. Der Weg ist zumeist sanft, besonders der Weg nach Masblette ist umwerfend schön. Schon bald ist unwichtig, wie schnell ich tatsächlich unterwegs bin, denn ... wer langsamer fährt, fährt weiter.

 

Auf meiner langen Ardennendurchquerung bin ich übrigens ganz allein. Ich konzentriere mich auf die Geräusche meines Mountainbikes, das Klicken und Surren unter meinen Beinen. Wie ein treues Pferd lebt mein Bike unter mir und begleitet mich auf dieser Reise. Ich komme in einem für mich guten Tempo und Rhythmus weiter. Vom getakteten Läufer oder Wanderer spüre ich auf dieser Reise nicht viel. Ich komme mir vor wie ein Radmensch, den keine Zwänge aufhalten oder behindern, weder der Wettlauf mit der Zeit noch die Anzahl der Kilometer. Ich fühle mich unendlich glücklich, einfach stehen bleiben und genießen zu können, wo ich das möchte. Ein herrliches Gefühl.

Foto eines Radfahrers auf der Ardennendurchquerung ("La Grande Traversée de l'Ardenne"), von

Nahe Nassogne finde ich ein ruhig-entspanntes Belgien vor: Die Routenführung verläuft entlang von Wäldern und Waldrändern, auch nachts genieße ich nur wenig "Lichtverschmutzung" durch angrenzende Städte. Beim Fahren kommt ein wahres Gefühl der Fülle auf. Wenn Dörfer am Horizont auftauchen, so kommen sie mir wie kleine Menscheninseln inmitten einer gewaltigen Naturlandschaft vor. Zwischen Masbourg und Mormont löst sich der Horizont für mich nahezu vollständig auf, ein wunderbares Lebensgefühl.

 

Herrlich, nach einer morgendlichen Radstrecke mein zweites Frühstück einzunehmen. Nahe Mirwart gönne ich mir Roggenbrötchen und Ardennenschinken, beides wunderbar im Geschmack. Der Wald ist voll mit dem Gezwitscher der Finken und Kleiber. Dies ist der Moment, an den Ufern des Marsau-Baches, in dem man sich einfach nur als glücklicher Radfahrer fühlt, ein kräftiger, hungriger Mann, der mit Freude und verschwitzter Stirn sein Brötchen kaut. Ich schmecke reine Freude, die wohl jedem Radfahrer der schon weite Strecken gefahren ist, bekannt sein dürfte ...

Eine wohlverdiente Pause entlang des Weges - Foto von Pierre Pauquay

In Redu quartiere ich mich bei einer radfreundlichen Unterkunft ein, bevor es nach Daverdisse weitergeht. Auf meinem weiten Weg hinterlasse ich nur wenige Spuren meiner Anwesenheit.

Am Ende des Tages trete ich noch mal richtig in die Pedale, um meinen heiß ersehnten Campingplatz Bois de Bané zu erreichen. Aus meinen Fahrradtaschen nehme ich das Zelt heraus, das nicht sehr schwer und wahrlich leicht aufzustellen ist. Hier erlebe ich totale Autonomie: Welch ein Gefühl der Freiheit. Niemand erwartet mich, eine Reservierung ist nicht notwendig. Das Ziel ist nicht mehr ein Haus oder ein Dorf, in dem es eine Herberge oder ein Gästezimmer gibt, sondern dieser magische Ort mitten in der Natur, ein Traumort unter den Sternen. Dabei spielt es eigentlich keine Rolle, wo genau man sich befindet, solange man nur seine innere Ruhe findet ... Wer schon einmal die Nacht im Zelt verbracht hat, kennt diesen einzigartigen Moment, wenn man sich ein kleines Reich zu eigen macht, wenn man Gast eines wunderbar idyllischen Ortes ist. Mit meinem Zelt und dem Mountainbike an meiner Seite bin ich bereit für eine schöne sternenklare Nacht.

Unterwegs zu Hause, von Pierre Pauquay

Das Glück riecht nach den ersten Strahlen des Sonnenaufgangs

In der Morgendämmerung, streicheln die ersten Sonnenstrahlen mein Gesicht. Die erste gute Tat des Tages besteht darin, Wasser für meinen Kaffee zu erhitzen. Der Himmel ist ein intensives Blau: Los geht es zum letzten Teil der Strecke. Ich fahre noch einmal drei Stunden, bevor ich zu meinem Ausgangspunkt zurückkehre. Die Ardennen haben mir eine Art Flucht aus dem Alltag ermöglicht. Wenn schon Geschichten und Bilder aus der Mongolei und der Steppe verzaubern, so sind es für mich die Ardennen, von La Roche-en-Ardenne bis Bouillon, die mir dieses unerschöpfliche Gefühl der Freiheit vermittelt haben. Gönnt auch Ihr Euch diese Tage des Unterwegs-Sein. Ihr werdet sehen, dass das Mountainbiken für immer eine ganz neue Note bekommen wird.

Sonnenaufgang, von Pierre Pauquay

Ich möchte auch so etwas erleben!

 

Die Durchquerung der Ardennen zu Fuß ist ein beschilderter Weitwanderweg von 160 Kilometer, von La Roche-en-Ardenne bis nach Bouilon.
Mit dem Mountainbike erstreckt sich diese Durchquerung auf 270 km und führt von Malmedy aus nach Bouillon über La Roche-en-Ardenne. Sie ist nicht durchwegs beschildert, aber es gibt einen Online-Routenführer unter www.gta.be

 

Das Reiseunternehmen Europ'Aventure organisiert Nächtigungspackages inklusive Gepäcktransport.
www.europaventure.be