Auf der Ourthe Packraft fahren bei Pauline von Unloved Countries

Ich war auf der Ourthe Packraft fahren

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Pauline - Unloved Countries

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Auf unbekannten Pfaden

Ein Boot das in einen Rucksack passt

Das tal der Ourthe mit dem PACKRAFT erkunden

                     

ein halber tag FUSSMARSCH & Bootsfahrt

 

Grün, soweit das Auge reicht. Häuser mit Schieferdächern und sagenhafte Bergkämme mit bis zu 500 Höhenmetern. Das ist das Flusstal der Ourthe. Eure Entdeckungsreise beginnt Ihr am besten auf einem Packraft und beendet sie mit einer Wanderung, geführt von dem leidenschaftlichen Tourguide Luc Van Ouytsel.

Die unaufgeblasenen Packrafts am Staudamm von Nisramont - Pauline von Unloved Countries

Mal ganz ehrlich: Was ist überhaupt ein Packraft?

Ein Packraft ist tatsächlich ein Boot, das in einen Rucksack passt. Ihr fragt Euch bestimmt, wie das möglich ist? Stellt Euch dazu erst einmal nur die Hülle des fertig aufgeblasenen Bootes vor. Das Packraft von Luc wirkt federleicht und ist zusammengefaltet wirklich ganz klein. Es bläst sich durch ein ausgeklügeltes System von Säcken auf, die mit Luft gefüllt werden und so nach und nach das Boot wie von selbst aufblasen.
Die Arbeit mit der Pumpe, oder gar das Aufblasen per Mund könnt Ihr Euch also sparen. Am Ende wiegt das Boot nur 3 kg und das abnehmbare Paddel 1 kg. Die gesamte Ausstattung passt optimal in einen klassischen Wanderrucksack. Wir brechen also mit diesen von Luc zur Verfügung gestellten Rucksäcken mit unseren Booten drinnen auf, um das Tal der Ourthe mittels Wanderung UND Packraft-Tour zu entdecken.

Das Tal der Ourthe...oder besser gesagt, der zwei Ourthes 

Zusammen mit einer netten kleinen Gruppe von 15 Personen starten wir den Tag von Nadrin bei Houffalize aus. Wir wandern durch hübsche Blumendörfer und genießen die grüne Landschaft der Ardennen am Ende des Sommers.
Am Ortsende von Filly, einer Oase der Ruhe für diejenigen, die Stille mögen, nehmen wir einen bergab führenden Wanderweg. Wir nähern uns dem Punkt, an dem wir uns zu Wasser begeben. Ich spüre das Gewicht der Tasche auf meinem Rücken überhaupt nicht. Nach etwas mehr als eineinhalb Stunden Fußmarsch öffnet sich plötzlich der Weg mit einem Blick über das Tal. Die Aussicht ist einfach nur großartig. Unter uns treffen die östlichen und westlichen Flussarme der Ourthe aufeinander und schließen sich zu ein und denselben Strom zusammen. Das Wasser ist ruhig, der Himmel blau, die Temperatur angenehm... Der Tag verspricht perfekt zu werden.

Das Packraft-Boot ist in fünf Minuten aufgeblasen und startklar

Das Aufblasen unseres Packrafts - Pauline von Unloved Countries

Luc erklärt uns genau, wie wir unser Boot nun aufblasen können. Eifrig leeren wir unsere Rucksäcke. Wir setzen die Paddel zusammen und beginnen dann das Boot aufzublasen. Dies dauert bei den ganz Schnellen nur etwa fünf Minuten. Nach und nach nimmt das Packraft seine endgültige Form an. Luc greift uns dabei tatkräftig unter die Arme und hilft allen weniger talentierten unter uns. Seltsamerweise kommt er oft zu uns!
Sobald wir mit dem Aufblasen der Boote fertig sind, lassen wir diese auch schon zu Wasser. Selbiges ist ziemlich kühl, also achten wir darauf, nicht hinein steigen zu müssen. Zur Sicherheit frage ich Luc noch, ob es möglich ist, mit einem Packraft zu kentern: "Das musst Du schon wollen", antwortet er mir freundlich zuzwinkernd. Also keine Panik. Unsere Handys und Kameras werden schon nicht nass werden.

Jetzt stellt der Fluss kein unüberwindbares Hindernis mehr dar

 

Mit dem Packraft auf der Ourthe - Pauline von Unloved Countries

Unsere kleine Gruppe paddelt in aller Ruhe auf den Nisramont-Staudamm zu. Herrlich, die Stille hier. Umgeben von grünen Hügelketten gleiten Kormorane über unsere Köpfe hinweg und wir hören das Kreischen der Wirsinge in unserer Nähe. Am Ende des Sommers herrscht hier wirklich eine angenehme Ruhe. Wir passieren einige weitere Kanus, sind aber größtenteils für uns. Der Fluss verbreitert sich, bis wir zum Stausee von Nisramont gelangen. Dieses Wasserreservoir entstand an der Ourthe nach dem Bau des Staudamms im Jahr 1958.
Schön langsam meldet sich jetzt der Appetit zurück. Wir sind nun etwas mehr als eine Stunde unterwegs. Das Mittagessen, das bereits vorbereitet ist, erwartet auf uns auf der Spitze des Staudamms.
Nachdem wir fertig gegessen haben, nehmen wir auch schon wieder den Weg zurück. Mit dem Kanu können wir nicht weiterfahren, weil der Wasserstand flussabwärts des Staudamms wegen der sommerlichen Dürreperiode zu niedrig ist.

Kleiner Aufstieg Richtung Ollomont, auf dem Rückweg - Pauline von Unloved Countries

Hoch hinaus!

Der Rückweg ist in der Tat ein wenig sportlicher. Wir gehen rund einen Kilometer am Ufer entlang, bevor wir uns daran machen, eine Hügelspitze zu erklimmen. Wir prusten ein wenig, motivieren uns gegenseitig und machen ein paar Witze über die Langsameren. Der steile, aber kurze Aufstieg endet schon nach wenigen Minuten. Danach erreichen wir eine Art Hochebene und marschieren dort weiter. Ein paar Kühe sehen uns nachdenklich kauend beim Gehen zu. Der Weg schlängelt sich zwischen weiteren Weideflächen hindurch, bevor wir das Dorf Ollomont erreichen. Die Jagd ist hierzulande wohl ganz normal, denn an einem einzigen Haus hängen alleine zwanzig schmucke Hirschgeweihe! Auch die anderen Häuser des Dorfes mit ihren schönen Schieferdächern und selbst der Friedhof geben ein idyllisches Postkartenmotiv ab.
Wir lassen das charmante Dorf Ollomont hinter uns und nehmen dann den letzten Teil des Weges durch den Wald. Am Waldrand sind wir wieder an unserem Ausgangspunkt angelangt.

Toller Aussichtspunkt über den Naturpark Hérou - Pauline von Unloved Countries

Blick über das Ardennenmassiv vom Aussichtspunkt Hérou aus
Vor der Abreise rät uns Luc noch einen kurzen Weg zum Aussichtspunkt unterhalb von Nadrin einzuschlagen. Dies ist der Weg, den er und seine Gruppe für gewöhnlich nehmen, um die Wanderung bzw. die Bootsfahrt mit Stil zu beenden. Bereitwillig holen wir seinem Rat.
Und dachten, die Wanderung sei vorbei... na ja, nicht ganz! Wir müssen noch ein wenig durchhalten, um den berühmten Aussichtspunkt zu erreichen. Der Weg führt uns erstmal wieder bergab. Rasch bemerken wir, wie der Boden unter unseren Füßen steiniger wird. Noch kommt eine Steigung. Ein seltsamer, zackiger Felsen erscheint vor mir. Ich klettere eine Art natürliche Treppe hinauf, bis ich ganz oben angekommen bin, und werde von einem starken Schwindelgefühl begrüßt! Die Aussicht jedoch ist jegliche Mühe wert und einfach atemberaubend.
Der felsige Ausläufer bildet eine 1500 Meter lange Barriere, gut 80 Meter über dem Fluss. Ein Gefühl des Schwindels nimmt von mir Besitz, gleichzeitig ist die Aussicht wirklich ein Traum. Hier lassen wir uns noch eine Weile verzaubern, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen. Ich hätte nie gedacht, dass mir in den Ardennen schwindlig werden würde! 

Ich möchte auch so etwas erleben!

 

Packraft
Luc van Ouytsel
Chemain des Epicéas, 322, 5377 Hogne (Belgien)
Tel.: +32 473 85 31 24
contact@packraft.be
www.packraft.be

Kleine Tipps am Rande

 

Bevor Ihr aufbrecht, vergewissert Euch, dass Ihr auch wirklich "Nadrin" und nicht "Nandrin" in Euer GPS eingetippt habt. Dies nämlich liegt rund 45 Minuten von Lüttich entfernt und ist ganz woanders.

Wenn Ihr mit dem Wohnmobil unterwegs seid, könnt Ihr in Houffalize stehenbleiben, inklusive Wasser, Strom und Pumpstation. Zwischen Houffalize und Nadrin gibt auch noch den Campingplatz Moulin de Renziwez, oder ein wenig weiter südlich den Campingplatz "Bout Du Monde" (Ende der Welt). Für Bierliebhaber gilt: Ein Abstecher in die berühmte Brasserie von Achouffe ist nur 12 Minuten Fahrtzeit von Nadrin entfernt!