Touristische Eisenbahn vom Aisne
Nathalie Diot
Mitglied seit 5 Jahre 10 Monate
Allein oder in der Gruppe
Einfach und Natürlich
Vier Plätze ins Ungewöhnliche
5 Min. Auszeit
Die Kinder lieben Züge und wir haben nicht oft die Gelegenheit, Zug zu fahren. Seit mehreren Wochen haben wir die touristische Eisenbahn vom Aisne (TTA) von Erezée im Auge. Am Herbstanfang, als der Wald sich zu röten begann, haben wir uns vom Schaukeln des Zuges wiegen lassen. Eine Reise durch die Eisenbahngeschichte der wallonischen Gemeinde des 20. Jhs. inmitten der ardennischen Natur. Authentizität pur.
Ein Fenster mit Blick auf die Natur
Vorsicht vor Zweigen! Die weit geöffneten Türen lassen an manchen Stellen die feinen Zweige des Waldes herein. Meine zwei Jungs stehen auf der Plattform und sind fasziniert von diesem Zug, der mit offenen Türen fährt. Durch das Fenster können wir von unserem Standort aus sogar den Zugführer sehen. Mehr braucht es nicht für Samuel, 4, um sich vorzustellen, dass die Haltestange ein längliches, horizontales Lenkrad ist. „Fährst du Samuel?“ „Aber nein, Mama, ich tu nur so!“. Das bewirkt der Zug. Seine Ausdrucksstärke regt die Kreativität des Geistes an.
Durch die Ruhe fahren
Bei der Rückfahrt ist Samuel entspannter als am Anfang. Bei der Hinfahrt saß er neben seinem Bruder und betrachtete durch das Fenster den Wald und suchte nach den Spuren der Biber, die die Aisne häufig frequentieren. Umgefallene Baumstämme über den Fluss scheinen davon zu zeugen, aber wir sind schon vorbeigefahren. Mit 20 km/h übers Land und durch den dichten Ardenner Wald unterhalb des Waldes Manhay wiegt uns der Zug im herzlichen Ambiente längst vergangener Reisen. Samuel schläft sogar ein und gleitet langsam in den Schlaf der Reisenden.
Zeuge der Vergangenheit
Kurz bevor wir den Zug bestiegen, hatte wir etwas Zeit, um das kleine Eisenbahnmuseum der touristischen Eisenbahn vom Aisne zu besuchen, das im oberen Stockwerk des Empfangsgebäudes liegt, was wiederum als Bahnhof fungiert. Modelle, Kostüme, alte Gegenstände, Infotafeln. Genug, um in die lokale Tradition einzutauchen und uns mit der Geschichte der Triebwägen von Wallonien bekannt zu machen. Unser kleiner Zug wurde 1966 wieder auf die Schienen entlassen und ist ein Überlebender der Gemeindeeisenbahn (SNCV), die gebaut wurde, um Landleute in die Stadt, ins Besondere nach Lüttich zu transportieren. Das ursprüngliche Vernetzungsprojekt sah Hunderte von Kilometern voraus, die schlussendlich nie verlegt wurden. Heute sind nur noch 12 km Schienen übrig, die von der ASBL des TTA rehabilitiert wurden und die wir befahren. Wahre Fans haben die Sache in die Hand genommen und beleben dieses kleine Schienennetz wieder.
Im Königreich der Fantasie
Gerade Bänke ohne Armlehnen, Decken und Wände aus Holz… Um uns herum würzt eine sprachliche Vielfältigkeit das Exotische unserer Reise. Wir fühlen uns wie an Bord des Orient Express, auf dem Weg ans andere Ende von Europa. Morgen ist es Herbst, es ist frisch heute und wir schätzen diese Ausfahrt im Warmen. Eine angenehme Gelähmtheit ergreift uns, menschliche Wärme breitet sich aus und hüllt uns ein. Alle lächeln sich an in dem Bewusstsein ein einzigartiges Erlebnis zu teilen. Reisen begünstigt Annäherung und schafft Gemeinschaftlichkeit, sogar die kürzesten Reisen! Die Landschaft zieht vorüber. Der Wald wird dichter. „Die ardennische Natur hier ist unberührt geblieben“, stellt ein Reisender fest. Feenhaft ebenfalls. Haben wir da etwas einen Nuton, einen ardennischen Wichtel gesehen? Hat sich Maugis dort versteckt?
Wir fahren auf unseren Zielbahnhof in Forge-à-la-Plez zu. Er steht in 460 Höhenmetern, sagte Guy Fiévet, ein Eisenbahnfan, der sich vor der Abreise um den Empfang kümmert und mit uns in den Zug gestiegen ist, um unsere Fragen zu beantworten. Wir wollten mit den Kindern eine Hin- und Rückfahrt machen, aber manchmal kann man auch an der Endstation aussteigen und seinen Weg zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Mountainbike auf ausgeschilderten Strecken fortsetzen. Ein weiteres außergewöhnliches Angebot ist der Verleih des königlichen Autos von Leopold II. oder ein Auto mit Bar und Restaurant! Ihr solltet auf jeden Fall reservieren!
Nach 6 km wird der Zug langsamer und hält an. Wir sind am Ende der Rundfahrt angekommen. Alles steigt aus. Der Bahnsteig ist winzig. Die Kinder können zum ersten Mal die Schienen aus der Nähe betrachten. Man kann sogar darauf laufen. Um uns herum ist Wald. Wir lassen uns Zeit und atmen tief ein. Ah! Der Zug fährt los! Vergesst und nicht! Nur keine Panik. Ein Zug kann nicht vor und zurückfahren wie es ihm passt. Ein ganzes platzraubendes Manöver, das bestimmtes Wissen voraussetzt, ist nötig, um den Zug umzudrehen. Der perfekte Moment für Fotos. Alle Reisenden bewundern die Arbeit. Coco, der „Gemeindehund, wie er vom Team der Freiwilligen der TTA genannt wird, betrachtet uns und scheint sich über uns lustig zu machen. Der Vierbeiner hat einen Ehrenplatz neben dem Zugführer.
Eine Zeitreise
Die Techniker haben die Lokomotive in die richtige Richtung gedreht und der Zug füllt sich erneut. Das Tempo steigt bei der Rückfahrt merklich an, was zweifellos an den 200 m Höhenunterschied liegt, die wir dieses Mal herunterfahren. Wir genießen das Leben in unserem rollenden Kokon inmitten des Waldes. Nach und nach gewinnt das Land wieder Oberhand. Die Kinder entdecken Pferde, Esel… eine Parade amerikanischer Jeeps!
Eine Parade amerikanischer Jeeps! „Da findet ein Reenactement der Ardennenoffensive statt“, erklärt uns Guy Fiévet, der sich mit allen Insidertipps der Umgebung auskennt. Ein glücklicher Zufall im Kalender für Gabriel, der sich besonders für „Omas Krieg“ (seine Oma hat den Zweiten Weltkrieg als kleines Mädchen erlebt) interessiert. Die Zeitreise erreicht für ihn eine neue Dimension. Der kleine Träumer reißt die Augen auf, um nichts mehr zu verpassen, während sein kleiner Bruder durch den Wald wetzt. Schon taucht der Bahnhof auf. Bei der Ankunft fällt es den Jungs schwer, den Bahnsteig zu verlassen. Noch ein paar Fotos, um diesen historischen Moment zu verewigen.
Erlebt es selbst
Tramway touristique de l'Aisne
1a rue du Pont, 6997 Erezée, Belgien
Tel.: +32 (0)86 477 269
www.tta.be
Vier Plätze ins Ungewöhnliche mit der touristischen Eisenbahn vom Aisne